Erasmus+ Projekt „Listen to my story – European History on school radio“
Nachdem die Otfried-Preußler-Schule im September Gastgeber der ersten Mobilität war, durften wir nun in der letzten Novemberwoche selbst auf Reisen gehen. Fünf Schülerinnen und Schüler der 8., 9. und 10. Jahrgangsstufe und die beiden Klassenlehrerinnen Frau Hoff und Frau Landendinger starteten am ersten Adventssonntag im Morgengrauen Richtung Kreta. Für die meisten war es der erste Flug und die Freude war groß, als sich die Wolkendecke über Rosenheim lockerte und wir das Alpenpanorama genießen konnten. Noch größer wurde allerdings die Aufregung, als das Mittelmeer und die vielen griechischen Inseln zu erkennen waren. Auf Kreta selbst war es bei der Ankunft allerdings schon dunkel, so dass wir die Insel erst am nächsten Tag kennenlernen konnten.
Am Montagmorgen gab es eine Begrüßungsfeier mit traditioneller Musik und Tanz für die drei Schulen aus Portugal, Niederlande und Deutschland im großen Gemeindesaal. Nach den ersten Kennenlernspielen ging es dann auf eine Stadtführung durch Rethymno, bei der wir viel über die Geschichte Kretas und die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse erfuhren. Ein besonderes Erlebnis war unser erstes gemeinsames Mittagessen: eine unendliche Zahl an Schüsseln und Platten mit leckerem Essen wurden aus der Küche getragen und wir lernten so die kretische Gastfreundlichkeit kennen! Auch in den Gastfamilien wurden unsere Schüler gut aufgenommen und das Wiedersehen mit den Partnerschülern war eine große Freude.
Am zweiten Tag ging es erst zum Bürgermeister ins Rathaus und danach in die örtliche Bibliothek, wo wir in einem Geschichtsworkshop die Zeit der deutschen Besatzung auf Kreta erarbeiteten. Die kretischen Schüler hatten auch noch eine spezielle Stadtführung für die verschiedenen Erinnerungsorte und Gedenkstätten vorbereitet. Auch wenn unsere Schüler schon viel über die NS-Zeit gelernt hatten, so war da doch viel Neues und leider auch viel Erschütterndes zu erfahren. Als erstes Fazit blieb nach diesem Tag, wie wichtig es doch ist, einander zuzuhören und die jeweilige Geschichte anzuerkennen.
Am Mittwoch fuhren wir nach Chania, wo wir als erstes einen Friedhof für deutsche Soldaten besuchten. Gut zu wissen, dass dort in deutsch-griechischer Partnerschaft an dem Gedenken gearbeitet wurde und ein kleines, aber sehr informatives Museum entstanden ist. Danach bekamen wir noch eine Führung im Maritim-Museum, bevor es dann weiter zum Kulturzentrum ging. Dort fand erst vor kurzem ein Filmfestival statt, und wir durften einen dieser Filme, eine Zeitzeugen-Dokumentation ansehen. Die Berichte der alten Menschen eines kretischen Dorfes, die miterleben mussten, wie sie von deutschen Soldaten überfallen wurden und viele Dorfbewohner grausam umgebracht wurden, haben uns sehr bewegt und noch lange beschäftigt. Es war nicht einfach, sich darüber auszutauschen, da uns da doch oft die Worte im Englischen fehlten, aber die begleitenden Medienpädagogen gaben sich viel Mühe, mit dieser Betroffenheit umzugehen.
Am nächsten Tag ging es in das kleine Dorf Asteri, wo wir ein privates Heimatkundemuseum besuchen durften und so ein typisches kretisches Wohnhaus aus dem letzten Jahrhundert besichtigen konnten. Asteri war eines der ersten überfallenen Dörfer und wir lernten die Urenkelin eines ermordeten Ehepaars kennen. Die Tochter, sprich die Oma, überlebte, und so konnten wir deren Familiengeschichte aus dem Mund der ehemaligen Schülerin hören. Da das Mädchen fließend Englisch und Deutsch spricht, war es möglich für das Schulradio zwei Varianten aufzunehmen und auch eine deutschsprachige Sendung zu planen. Für alle Teilnehmer war dieses Interview ein bewegendes Erlebnis und ein guter Anlass, um über den Unterschied von Schuld für die Vergangenheit und Verantwortung für die Zukunft zu sprechen. Es war sehr wichtig und entlastend, dies von den Kretern selbst zu hören.
Im Anschluss gab es noch das Schulmuseum und ein Kloster zu besuchen und danach freuten sich alle auf das späte, aber leckere Mittagessen. Im Abendlicht und ohne Regen (den gab es am Mittwoch mehr als ausreichend) beendeten wir den langen Tag am Strand von Rethymno. Für die Mehrheit der „meergewohnten“ Teilnehmer ein normaler Spaziergang, aber für uns Bewohner des Alpenvorlands ein absolutes Highlight. Sand, Wind, Wellen, Steine und Muscheln, unendliche viele Fotos und vor allem ganz viel Spaß für uns alle!
Am letzten gemeinsamen Tag ging es endlich in unsere Partnerschule und an die Radioarbeit. Eine Gruppe aus Schülern von allen vier Schulen bereitete sich auf ein Liveinterview bei einem lokalen Radiosender vor, einige gestalteten einen Jingle und wieder andere versuchten die Aufnahmen des Vortages zu schneiden. Letzteres war durchaus eine herausfordernder Aufgabe, denn die Computer „sprachen“ nur griechisch mit uns und die Lautstärke im Haus machte das Schneiden zur akustischen Challenge. Der Nachmittag gehörte dann den Gastfamilien und so trafen wir uns erst am Abend zu einer gemeinsamen Abschiedsfeier in einer typischen Taverna. Der Musiklehrer der Schule spielte mit zwei weiteren Musikern traditionelle kretisch-griechische Musik und nach dem Essen gab es für alle die Zertifikate. Nachdem die Mitbringsel der Schulen ausgetauscht waren, gab es aber kein Stillsitzen mehr, wirklich alle waren auf der Tanzfläche und schnell lernten wir die Grundschritte der verschiedenen Kreistänze. Der letzte lange gemeinsame Tag ging mit Abschiedstränen und vielen lieben Wünschen zu Ende.
See you in February in the Netherlands!
rasende Reporterin: M. Hoff