Große Freude kam bei uns an der Schule auf, als wir vor ein paar Wochen erfuhren, dass wir „akkreditiert“ sind, d. h. eine Art Mitglied bei Erasmus+ sind. Die Akkreditierung, welche unter anderem einen erfolgreichen Antrag samt Darlegung der Schulsituation und der daraus abgeleiteten Ziele voraussetzt, ermöglicht die jährliche Beantragung von finanziellen Mitteln. Unsere Ziele sind:
Unterrichtsentwicklung
Digitalisierung
Menschenrechte und Demokratie
Schlüsselqualifikationen (inkl. Erwerb von Fremdsprachen)
Umwelt- und Klimaschutz
Zur Erreichung der Ziele dürfen wir unter anderem folgende Aktivitäten durchführen:
Auslandsaufenthalt mit einer Schülergruppe
Auslandsaufenthalt einzelner Schüler bis zu einem Jahr
Lehrerfortbildung im Ausland
Besuch einer anderen Schule im Ausland (Lehrer)
Wichtig bei jeder Begegnung ist, dass im Ausland zusammen mit den Schülern/Lehrern vor Ort an unseren Zielen gearbeitet wird. Wir hoffen, dass in den nächsten Jahren viele Schüler und Lehrer die Möglichkeiten, die Erasmus+ ihnen bietet, für sich nutzen. Da Schüleraustausch bei uns an der Schule bereits seit 2019 durchgeführt wird, ist die Idee, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, vielleicht nicht mehr ganz so fremd. Möglich ist Erasmus+ an unserer Schule nur, weil das komplette Kollegium geschlossen hinter dem Austauschgedanken steht und jeder auf seine Weise seinen Teil zum Erfolg des Konzepts beiträgt.
Das Foto zeigt Schüler, die bereits das dritte Erasmus-Projektschild im Eingangsbereich unserer Schule anbringen. Dabei ist anzumerken, dass Austauschaktivitäten – egal ob mit oder ohne Erasmus abgewickelt – an Mittelschulen eine Seltenheit sind.
Erasmus+ Projekt „Listen to my story – European History on school radio“
Die letzte Mobilität unseres Erasmus-Projekts führte uns nach Portugal an die Atlantikküste. Nach einem langen Reisetag wurde unsere Gruppe, fünf Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgangstufen 6 und 10, die beiden Klassenlehrerinnen Frau Hoff und Frau Ludsteck und unser Schulleiter Herr Burggraf, am Sonntagabend von den Lehrern und den Gastfamilien herzlich in Rio Tinto nahe der wunderschönen Start Porto in Empfang genommen. Die Wiedersehensfreude war groß und alle konnten sofort wieder an die gemeinsame Zeit an der OPS im September anknüpfen.
Dieses Mal war das Team unserer portugiesischen Partnerschule an der Reihe, das Programm der Austauschwoche für uns und die beiden anderen Teams aus Griechenland und den Niederlanden zusammenzustellen. Am Montagmorgen begrüßten uns der Schulleiter und die Koordinatoren und präsentierten ihre Schule und die Region. Wir erfuhren viel über das portugiesisches Schulsystem und die Schulorganisation der Partnerschule Agrupamento de Escolas Infanta d. Mafalda. Ebenso stellten die Gäste mit kleinen Präsentationen ihre jeweiligen Schule vor. Da wir als gemeinsame Sprache Englisch verwenden, war der Vortrag natürlich für alle eine aufregende Erfahrung. Im Anschluss erwartete uns eine große Willkommensshow mit Tanz und Musik in der Turnhalle. Besonders beeindruckend war das Orchester und die beiden Sängerinnen. Zum Abschluss durften wir alle mittanzen und formten zusammen mehrere ineinander sich bewegende Kreise, welche Europa symbolisierten. Nach einer interessanten Führung durch die verschiedenen Gebäudeteile der Schule gab es ein gemeinsames Essen in der Schulkantine. Danach fuhren wir mit dem Gemeindebus zu einem Museum und einer Werkstätte, wo wir die besondere Schmuckherstellung der Region kennenlernen konnten. Die Technik Filigrana, bei der unendlich viele Silber- oder Golddrähte kunstvoll zu Herzen oder anderen Formen miteinander verwoben werden, ist weltweit berühmt und die Spezialität der Gemeinde Gondomar.
Am zweiten Tag trafen wir uns in Porto und es gab rund um die Kathedrale eine Rallye durch die Altstadt. In gemischten Kleingruppen erkundeten die Schüler so erste Sehenswürdigkeiten und die Stadtgeschichte Portos. Diese wurde noch mit dem Besuch des Zoll- und Stadtmuseums vertieft. Nach einer Mittagspause am Fluss Douro ging es über eine der vielen Brücken, die beeindruckende Ponte Luis (erbaut in der Technik des Eiffelturms) ans andere Flussufer, um dort eine Schiffstour zu starten. Früher wurde der „frische“ Wein aus dem Inland über den Fluss nach Porto transportiert, um dort weiter zum weltbekannten Portwein weiter verarbeitet zu werden. Vom Boot aus konnten wir die anderen Brücken und die Altstadt zu beiden Seiten bewundern. Danach ging es noch zu Fuß hinauf zu einem Kloster, von wo aus wir eine herrliche Aussicht über die Stadt genießen konnten. Zurück zur Metro führte uns nun der obere Brückenteil – 45 Meter über dem Wasser!
Der dritte Tag begann in der Schule mit einer Einführung in die Geschichte und in die Rolle Portugals in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Portugal war damals selbst eine Diktatur und versuchte neutral zu bleiben, in dem es mit beiden Seiten Handel betrieb. Viele Menschen, die aus Nazi-Deutschland fliehen mussten, versuchten daher über den noch unbesetzten Teil in Frankreich und Portugal nach Amerika zu kommen. Hierfür war allerdings ein portugiesisches Visum nötig, das normalerweise nicht vergeben wurde. In Bordeaux gab es aber einen mutigen Menschen, den portugiesischen Generalkonsul Sousa Mendes, der 30.000 Menschen mit einem solchen Visum das Leben rettete. Sousa Mendes wurde daraufhin unehrenhaft entlassen und starb in Armut. Erst 1988 wurde er offiziell rehabilitiert. Aus dieser Biografie sollte nun ein fiktives Interview entstehen. Zwei Schülergruppen überlegten sich dafür Fragen an den Konsul und ein Schüler übernahm jeweils die Rolle von Sousa Mendes. Zwei andere Schülergruppen arbeiteten zudem an einem neuen Jingle für unser europäisches Schulradio. Am Nachmittag besuchten wir das Holocaust-Museum in Porto und erfuhren dort noch viel über einzelne Schicksale von jüdischen Menschen, denen diese Flucht nicht möglich war und die in verschiedene Konzentrationslager deportiert wurden.
Am vierten Tag fuhren wir mit dem Bus durch die Stadt hinaus ans Meer. Team OPS war natürlich besonders begeistert von Strand und Atlantik – alle anderen Teams haben ja zuhause sozusagen ein Meer vor der Haustüre – und zwei Mutige wagten sogar einen kurzen, nassen Abstecher in die Brandung. Nach einer einstündigen kleinen Wanderung holte uns der Bus wieder ab und es ging zurück zur Mittagspause in die Stadt. Während der Busfahrt merkte man deutlich, wie gut inzwischen die vier Teams zusammengewachsen waren, bunt durcheinander wurde gesungen und gelacht und Pläne für den Abend in den Gastfamilien geschmiedet. Am Nachmittag besuchten wir noch gemeinsam das Museum „Discovery“, wo wir die Seefahrer- und Kolonialgeschichte Portugal hautnah entdecken konnten. Für unsere Schüler aus der 6. Klasse war das die perfekte Vorbereitung auf das nächste Thema in GPG…
Der letzte Tag startete in der Schule mit der Fertigstellung der Radiosendungen und verschiedenen Interviews zur Mobilität. Hierfür befragten sich die Schüler gegenseitig und auch alle Lehrer zu ihren Eindrücken und Erfahrungen. Danach wurden vom Schulleiter die Zertifikate an alle Teilnehmer verteilt und Geschenke zwischen den Teams ausgetauscht. Spätestens beim großen Gruppenfoto wurde dann allen bewusst, dass dies nicht nur der letzte Tag der Woche ist, sondern auch den Abschluss unseres ganzen Projektes. So gab es neben vielen strahlenden Gesichtern auch die ersten Tränen und Abschiedsgedanken. Am Nachmittag war für gemeinsame Aktivitäten mit den Gastfamilien Zeit eingeplant und erst am Abend trafen sich alle zum großen Abschiedsessen in einem Restaurant in Gondomar. Ausgelassen und laut wurde die letzten Stunden gefeiert und zur Nachspeise wurde es richtig eng im Gastraum, denn alle Gasteltern und -geschwister kamen und es war Gelegenheit, sich über die vergangene Woche auszutauschen. Letzter Höhepunkt war dann das Kuchenbuffet (einer der Kuchen war mit unserem Radiologo aus Zuckerguss verziert!) und die Abschiedsworte des Schulleiters, der noch einmal die große Bedeutung der Erasmus-Projekte und des europäischen Gedankens von Demokratie und Frieden betonte. Neben der Bearbeitung des Projektthemas sind vor allem die persönlichen Begegnungen und der Austausch zwischen den verschiedenen Ländern, Schulen und Menschen ein wesentliches Ziel. In den vergangenen Monaten sind Partnerschaften gewachsen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede reflektiert, neue Projektideen gesammelt und Zukunftspläne geschmiedet worden. Nicht zuletzt sind kostbare Freundschaften entstanden!
Dementsprechend schwer fiel allen der Abschied, das Umarmen und die guten Wünsche nahmen kein Ende und alle waren sich einig, Erasmus muss weitergehen…
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