„Der Scheintote“ als zweiter Streich des Projektes „Kinder lernen Oper kennen“

Stephanskirchener Kinder durften erneut kostenlos im KUKO in die Oper gehen

Es sind die aus dem Alltag herausragenden Ereignisse, die uns erkennen lassen, wie schnell unmerklich ein Jahr vergangen ist. Am Sonntag, 4.3.2018, durften interessierte Schulkinder erneut unterstützt durch die Sparkassenstiftung der Stadt und des Landkreises Rosenheim kostenfrei einer moderierten Vorstellung des Vereins „erlesene Oper e.V.“ beiwohnen. Wieder führte Georg Hermansdorfer mit pädagogischer Feinfühligkeit junge kulturinteressierte Zuschauer durch ein abwechslungsreiches Programm. Diesmal gab es einen Einakter in deutscher Sprache zu sehen,  dessen Titel „Der Scheintote“ zugegeben per se für Verwirrung sorgte. Die kleinen Zuschauer konnten sich zunächst nicht recht vorstellen, was es mit diesem Kerl auf sich hatte. Aber der musikalische Leiter  klärte das junge Publikum gleich zu Beginn darüber auf, dass  eine rätselhafte Trinkflasche als Auslöser für unzählige kommödiantische Verwicklungen diente. Durch einen Fehler, den leider viele Erwachsene machten, sei Niklas, der Liebhaber von Hanna, Tochter eines Schmieds und Quacksalbers, in eine schlimme Lage geraten. Dieser habe nämlich eine giftige Substanz in eine Trinkflasche gefüllt, so dass Niklas aus Versehen ein Betäubungsmittel für Pferde – wir vermuten Baldrian – zu sich genommen hat. Aus dieser Tatsache entspann sich vor den leuchtenden Augen der Kinder ein kurzweiliges Verwirrspiel, das erst nach einigen an Slapstic-Szenen erinnernden, witzigen Einlagen zu einem Happy-End gelangte, wobei auch Tante Claudia und der Kutscher Zügel ganz nebenbei ihre Liebe zueinander entdeckten.


Leonie aus der Klasse 4a berichtet so:

„Oper in Rosenheim

Am 4.3.2018 fand im KUKO in Rosenheim eine Oper „Der Scheintote“ von Fernando Paer statt. In der Oper ging es um den Schmied, Marke, der seine Tochter, Hanna, mit dem gräflichen Kutscher vermählen will. Hanna ist total entsetzt, sie hat doch schon ihren geliebten Niklas! Doch als Niklas aus einer Betäubungsflasche trinkt, denkt Hanna, er wäre tot. Gemeinsam mit zwei Bauern schafft sie den Toten weg. Hanna ist total traurig und weint vor sich hin. Doch als Niklas im Keller der Schmiede wieder zu sich kommt, will er nur zu Hanna eilen. Als Hanna ihn lebendig wiedersieht, ist sie überglücklich. Jetzt sieht auch ihr Papa ein, dass die beiden zusammen passen. Das KUKO war bis auf den letzten Platz besetzt. Am Ende klatschte das Publikum tosenden Beifall.“


In der Tat konnten sich die Schüler am Ende der Vorstellung vor Begeisterung kaum auf ihren Sitzen halten. Sie jubelten den engagierten Akteuren zu und trampelten mit den Füßen. Mancher anwesende Erwachsene konnte sich dabei gut vorstellen, wie es damals in den Schauspielhäusern in Sachsen oder Paris zugegangen sein musste, als es noch keine digitalen Medien gab. Denn eines hat die reale Eventshow der Gattung Oper allem technischen Fortschritt voraus: Das begeisterte Gefühl des gemeinsamen Erlebens eines tosenden Weltgefüges, das sich  im Kleinen, auf einige Charaktere reduziert, auf der Bühne entspinnt. Schön, wenn die dem Sozialwesen Mensch immanente Sehnsucht nach Gemeinschaft einmal auf so harmlose Weise gestillt werden konnte. Als einige Erstklässler jedoch am Ende der Vorstellung bemängelten, dass sie keine Brotzeit mitnehmen hätten dürfen, meinte die begleitende Lehrerin, Frau Penninger, etwas hilflos: „Nein, Zustände wie in Verona haben wir hier in Rosenheim noch nicht!“ Wer weiß, vielleicht wird ja die „erlesene Oper“ einmal ein ähnliches Highlight hier in der Region! Wir wünschen es ihr von Herzen!

Renate Penninger/Leonie