Erasmus+ – Das erstes Projektjahr neigt sich dem Ende zu

Wir hatten Glück. Beinahe wäre das erste Jahr unseres Erasmus-Projektes der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, denn ursprünglich war der Gegenbesuch der Italiener im März 2020 geplant. Nachdem sich in diesem Monat allerdings kein Termin fand, pochten die sonnenverwöhnten Italiener auf Ende März/Anfang April; Herr Burggraf lehnte aufgrund unseres vollen Kalenders jedoch ab und rettete damit den Besuch unserer Freunde aus Italien.

Begrüßung am Rosenheimer Bahnhof

Am 9. Februar war es dann endlich so weit: Mit blau-weißen Luftballons, Willkommensplakaten und musikalischer Begleitung auf der Ziach (Andi aus der 9cM) erwarteten wir unsere Gäste am Bahnhof in Rosenheim. Frau Landendinger und ihr Schüler waren die einzigen, die sich an die vereinbarte bayrische Kleiderordnung hielten. Der Puls schoss kurz vor der Ankunft in die Höhe, hatten wir vier Monate vorher doch am eigenen Leib erfahren, wie stressig Zugfahren mit Kindern ist, deren Gepäck gefühlt dreimal so schwer ist wie ihre kleinen Besitzer. Umso erleichterter waren wir, als alle ausgestiegen waren und wir uns endlich in die Arme fallen konnten. Nach einem Gruppenfoto war der Spuk auch schon vorbei und die italienischer Kinder, die eine lange Reise hinter sich hatten, wollten nur noch heim zu ihrem Gastfamilien. Verängstigte Blicke wie im Oktober bei der Ankunft in Italien konnten wir nicht vernehmen. Die italienischen Lehrerinnen übernachteten sehr zentral im B&B Hotel direkt in der Nähe des Bahnhofs.

Kurz nach der Ankunft war klar, dass am Montag, den 10. Februar 2020, wegen Orkantief „Sabine“ die Schule ausfallen würde. Vor allem für die jüngeren italienischen Schüler war das sicherlich nicht leicht, gleich zu Beginn des Aufenthalts einen kompletten Tag ohne ihre italienisch sprechenden Landsleute verbringen zu müssen. Alessio Rizzo und Ombretta Crivellaro waren nicht unbedingt erfreut über diese Meldung, hatten aber auch nicht lange Zeit darüber nachzudenken, da einige Minuten später die nächste Nachricht folgte: Bombenfund im Bahnhofsviertel. Bis Mitternacht saß ich daher mit den beiden Lehrerinnen im Flötzinger Bräustüberl fest.

In der ersten Woche unserer zweiwöchigen Begegnung fand Englischunterricht in landesgemischten Kleingruppen statt, die hauptsächlich von unseren muttersprachlichen Lehrkräften Denise Herzog und Marcel Breil – beide ursprünglich aus Kanada – unterrichtet wurden. Ebenso gab es sehr aktivierende und handlungsorientierte Unterrichtseinheiten seitens unserer eigenen Lehrer und Schüler, welche vor allem dazu dienten, den italienischen Gästen unser Schulleben näher zu bringen.

In der zweiten Woche machten wir Ausflüge in die Umgebung gespickt mit vielen Informationen, welche die Italiener hoffentlich für die Erstellung des Reiseführers über den Chiemgau brauchen können. Dieser soll am Ende nämlich das Produkt unseres Projektes werden. Wir schreiben über die Emilia-Romagna, die Italiener über unsere Region – natürlich in Zusammenarbeit und unter Verwendung der englischen Sprache.

Ausführliche Informationen über unser Projekt findet Ihr auf unserer „Twinspace“ – einer Art Homepage auf eTwinning:

https://twinspace.etwinning.net/95953

Den (fast fertigen) Teil über den Besuch in Deutschland verfassten übrigens die  italienischen Lehrerinnen, was uns indirekt zeigt, was ihnen besonders gefiel.

Insgesamt darf ich auf ein sehr stressiges, aber auch sehr aufregendes Jahr zurückblicken. Ich lernte (teils sehr junge!) Kinder kennen, welche in hohem Maße offen und begeisterungsfähig für diese Idee „Schüleraustausch“ waren. Alter, Bub, Mädl, Hobbys des Partners egal – Hauptsache dabei sein. Diese Motivation unser Kinder und ebenso ihrer Eltern war in jeder Hinsicht ansteckend. Die Atmosphäre an den Elternabenden war großartig; es herrschte „Aufbruchstimmung“. In Italien lösten wir gemeinsam so manche Probleme, bekämpften mit allen Tricks erfolgreich aufkommendes Heimweh und fuhren am letzten Tag vollzählig zurück – ein Umstand, an dem vor Abreise angesichts des Alters unserer Kinder und der Länge des Aufenthalts so mancher gezweifelt hatte. Auch vor und während des Gegenbesuchs im Februar waren unsere Kinder und Eltern hoch motiviert. Am Ende natürlich auch müde – aber das ist normal. 🙂

Egal, wie es für jeden Einzelnen lief: Ich bin mir sicher, dass alle Beteiligten –  allen voran aber die Erasmus-Schüler selbst – an ihren Erfahrungen gewachsen sind. Gefühlt waren alle Kinder nach Italien ein paar Zentimeter größer. 🙂

Der Erfolg dieses ersten Projektjahres war nur möglich, weil sowohl Schulleitung, Kollegium als auch Angehörige der Schulfamilie geschlossen hinter dem Projekt stehen und dieses zu jeder Zeit unterstützten. Dieser Rückhalt tut gut und ich bin Euch unglaublich dankbar dafür. Die Liste der Beteiligten ist lang und zeigt, dass es sich nicht nur um einen kurzen Ausflug nach Italien mit Gegenbesuch handelt, sondern um ein umfangreiches, zweijähriges Projekt unter Verfolgung eines bestimmten Ziels (Verbesserung der interkulturellen Kompetenz) und unter Einbeziehung der gesamten Schulfamilie.

Schulleitung Tag(e) der offenen Tür fürErasmus-Angelegenheiten
Frau Landendinger Projektskizze Begleitperson in Italien Organisation Auftaktveranstaltung im September   Planung und Durchführung des Gegenbesuchs im Februar, u.a.: Organisation der Stadtführung in München Organisation der Unterrichtseinheit „Volkstanz“ Organisation der Abschlussfeier
Frau Hoff umfangreiche Projekt-Berichterstattung (AG Schulradio) Übernahme der 9cM während Frau Landendingers Italienbesuch Besorgung von Präsentations-Materialien für Italienbesuch   Planung und Durchführung des Gegenbesuchs im Februar, u.a.: Organisation Stadtführung Rosenheim „Von Schülern für Schüler“ Organisation Ausflug zum Chiemsee Organisation der fair gehandelten Projekt-T-Shirts Unterrichtseinheit „Schnupperkurs AG Theater“ Planung der Unterrichtseinheit „Schulhausrallye“ Organisation der Presse bei der Abschlussfeier
Frau Schlüter Projektskizze Organisation Auftaktveranstaltung im September   Planung und Durchführung des Gegenbesuchs im Februar, u.a.: Organisation Führung Lokschuppen Organisation Ausflug zur Kampenwand Planung der Unterrichtseinheit „Schulhausrallye“ Organisation der Abschlussfeier
Hausmeister Franz & Franz Technik und Bestuhlung bei Feiern Unterstützung von Frau Zangerl
Frau Zangerl Verköstigung (Auftaktveranstaltung, Abschlussfeier, Mittags-verpflegung, Bayrisches Frühstück), Dekoration
Frau Kienzl Schüler der 8./9. Klassen Erstellen von Info-Flyern für unser Erasmus-Projekt
Herr Klein Grafische Umsetzung und Gestaltung unseres Projektlogos Unterrichtseinheit T-Shirt-Druck während Gegenbesuch
Herr Riedl Planung und Durchführung der Unterrichtseinheit „Floorball“
MS-Lehrer Aufnahme und Betreuung meiner Schüler während meiner Abwesenheit, Entbehren und Unterstützen der teilnehmenden Erasmus-Schüler, Akzeptieren von „Störungen“ im regulären Betrieb
Schüler der Mittelschule Stadtführung in Rosenheim auf Englisch mit Frau Hoff: Kathi, Jasmin, Kilian, Anja und Luisa aus der 9dM   Musikalische Begleitung auf der Ziach am Bahnhof: Andi aus der 9cM   Unterrichtseinheit „Volkstanz“ mit Frau Landendinger: Andi M. 9cM, Martin H. 9dM Katrin L., Ronja, Marina Z., Alex aus der 10M Maximilian E. und Jakob E. aus der 5a   Projekt-Berichterstattung mit Frau Hoff (AG Schulradio): Schüler aus den Klassen 6 bis 9.   Schuhplattl-Auftritt bei der Abschlussfeier im Februar: Maximilian E. und Jakob aus der 5a   Entwurf eines Projektlogos mit Frau Schlüter im Herbst: Schüler der 7cM   Gestaltung von Postern über den Chiemgau für Italienbesuch: Schüler der Klassen 5a und 5b   Mithilfe beim T-Shirt-Druck mit Herrn Klein: Simon H. und Marlene S. aus der 9b   Erstellen von Flyern für unser Erasmus-Projekt mit Frau Kienzl: Magdalena G. 8cM, Magdalena L. 9a, Hussein B. 9dM, Daniela B. 9dM, Luisa S. 9dM,  Jasmin M. 9dM   Dekoration der Mensa und des Hausaufgabenraumes mit Frau Schlüter: Schüler der 10M und 5a   Bereitstellen von Materialien für die Unterrichtseinheit „Dinosaurier“ David aus der 7a   Durchführung der Unterrichtseinheit „Floorball“ mit Herrn Riedl: Schüler der Floorball-AG
Frau Lauer Frau Pape Frau Kothlow & Frau Christl Erstellen von Briefen und Bildern für italienische Grundschul-klassen vor unserer Reise nach Italien
Frau Kirschner Herr Kotter Frau Kirmeier Frau Lauer alle Grundschulklassen Organisation und Gestaltung der Begrüßungsfeier in der Grundschule im Februar (musikalische Begleitung, Gesang)
Frau  Lauer Herr Kotter Gestalten je einer Unterrichtseinheit für Italiener
Kathi Prüller, 9dm (Kathi Prüller) Rede zur Begrüßung der Italiener auf Englisch
Frau Reichenbach Frau Kundmüller Hausmeister Franz & Franz Herr Burggraf Buddy & Frau Appel Geben von Interviews im Rahmen der Schulhaus-Rallye im Februar – natürlich auf Englisch 🙂

Ebenso möchte ich mich ganz herzlich bei meiner Klasse und meinen Schülereltern bedanken. Ihr musstet in diesem Schuljahr – nicht nur wegen Corona – lange ohne mich auskommen und hattet dafür viel Verständnis. Dieses Verständnis sowie Euer tadelloses Verhalten während meiner Abwesenheit trug sehr zur Akzeptanz des Erasmus-Programms an unserer Schule dabei.

Dann richtet sich mein Dank noch an alle externen Partner, welche maßgeblich am Erfolg unseres Projekts beteiligt waren: Allen voran sind hier unsere beiden Englischlehrer Denise Herzog (Helen Doron Early English, Schloßberg) und Marcel Breil (English Training, Translation & TOEIC Test Center, Feldkirchen-Westerham) zu nennen, welche durch ihr herzliches Wesen schnell die Gunst der Kinder für sich gewannen.

cof

Ebenso wurden wir bei der Bäckerei Bauer in Stephanskirchen sehr herzlich empfangen und in einem ausgetüftelten, schülerorientierten Konzept in zwei Gruppen durch den Betrieb geführt. Dafür geht ein herzlicher Dank an Herrn Bauer sowie seine beiden Mitarbeiter.

Auch die Führung im Lokschuppen durch Frau Fortmeier war grandios. Wahnsinn, wie man so junge Schüler an einem späten Nachmittag in einem so speziellen Thema wie den Sauriern in seinen Bann ziehen kann – und das auf Englisch. Zugegeben, zu 100% in einer Fremdsprache wäre es nicht gegangen. Praktisch, wenn der Guide neben Deutsch auch Italienisch kann und die Übersetzungen an den passenden Stellen ungefragt hinterher schiebt.

„München? Das nehmen wir selbst in die Hand“, sagte unser Münchner Kindl Frau Landendinger sofort, als wir in unserer Erasmus-Team-Sitzung beschlossen, mit unseren Austauschschülern einen Tagesausflug in die Landeshauptstadt zu machen. Bald fanden sich zwei Mitstreiter, die zusammen mit Frau Landendinger am kindgerechten Programm feilten: zum einen ihre Mutter Angelika Landendinger und zum anderen ihre Freundin Sabine Pascale, die Italienisch spricht. Zu Dritt eigneten sie sich geschichtliches Wissen an und tüftelten eine kindgerechte, mehrstündige, sehr informative Führung aus, die uns zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Münchner Altstadt brachte. Damit das ganze geschichtliche Wissen auch gut zu verstehen war, gab es die Informationen in zwei Sprachen: Bayrisch für unsere Kinder und Italienisch für die Gäste. Für Euer große Engagement möchte ich mich ganz herzlich bedanken!

Abschließend möchte ich die gute Zusammenarbeit mit meinen italienischen Kolleginnen Alessia Rizzo und Ombretta Crivellaro herausstellen. Auf sie ist zu 100% Verlass und sie tragen aufgrund ihrer liebevollen Art sehr zu dem guten Gelingen des Programms bei.

Bisher war das Glück auf unserer Seite. Hoffen wir mal, das das auch so bleibt und wir das Projekt trotz der Corona-Pandemie abschließen können. Für die Bewerber des 2. Projektjahres würde es mich jedenfalls unglaublich freuen.

Martina Ludsteck