Klasse 5b entdeckt das Briefeschreiben für sich

Besser als jede Klangschale zieht aktuell das Telefon die Aufmerksamkeit der Klasse 5b auf sich, da nacheinander fünf Pakete ankamen, die ihren Weg stets über das Sekretariat und einen Anruf von Frau Reichenbach zu uns ins Klassenzimmer fanden.

Aber woher kommen die ganzen Pakete? Im Deutsch-Unterricht stand vor ein paar Wochen das Thema „Wir verfassen ein Anliegen“ auf dem Stundenplan. Das bzw. die Anliegen waren schnell gefunden: Im NT-Unterricht behandelten wir zeitgleich das Thema „Nachhaltigkeit“. Hinsichtlich des nachhaltigen Lebensmitteleinkaufs sind die Eigenschaften „biologisch“ und „regional“ mögliche Kaufkriterien. Da viele Kinder solche Produkte gar nicht kennen, haben wir uns auf Spurensuche begeben und um Probierpakete gebeten. Zudem war Schulanfang und schnell hat sich gezeigt, dass einige Gegenstände fehlen, damit wir uns wohler im Klassenzimmer fühlen und auf dem Pausenhof spielen können. Gerade nach den zwei Corona-Schuljahren ist es umso wichtiger, dass das Klassenzimmer schön ist, wir miteinander spielen können und uns wieder mehr bewegen.

Als Kommunikationsmittel wurde der klassische Brief gewählt – ein Medium, welches in Zeiten von Internet neben E-Mails und Kurznachrichten in Messenger-Diensten bei der heutigen Jugend kaum mehr eine Bedeutung hat. Das zeigt sich unter anderem daran, dass der Aufbau einer E-Mail-Adresse jedem Kind klar ist – der einer Wohnanschrift jedoch nicht. Auch die eigene Postleitzahl ist vielen Kindern heutzutage nicht mehr bekannt.

Neben dem Umstand, dass Briefe teuer sind und lange für die Übermittlung von Nachrichten brauchen, wurde gleich ein weiterer Nachteil entdeckt: Fehler können bei handschriftlichen Briefen nicht ausgebessert werden und man muss von vorne beginnen. Dies war natürlich anstrengend und demotivierend – auch wenn die Kinder wussten, dass ihre Briefe einen echten Empfänger haben.

Umso größer war die Freude, als nach über einer Woche das erste Paket ankam. Jubel brach aus und alle stürzten sich darauf. Das Interesse an den Lebensmitteln ist riesig und gerade die eher exotischen Artikel werden teils vorsichtig, aber mit einer großen Offenheit getestet. Auch zwei Fußbälle fanden sofort ihren Einsatz auf unserem großen Pausenhof. So macht Deutschunterricht Spaß! Nebenbei stärkt es unsere Klassengemeinschaft, da es einfach schön ist Pakete zu bekommen und wir uns zusammen darüber freuen können. Jeder einzelne Schüler/in hat seinen bzw. ihren Beitrag dazu geleistet. 🙂

Nicht zu vergessen: Die Schüler haben den Vorteil eines Briefes gegenüber einer E-Mail erfahren – nämlich, dass die Empfänger die Mühe, die in jedem Brief steckt, zu schätzen wissen und entsprechend positiv darauf reagieren.

Ich/wir danken allen Firmen, die sich an der Aktion beteiligen. Sie können sich nicht vorstellen, welch große Freude sie den Kindern machen. Jedes Kind ist richtig stolz, wenn er/sie es war, der/die den Brief an die jeweilige Firma geschrieben hat. So werden Erfolgserlebnisse geschaffen.

Ebenso bedanken wir uns bei allen Firmen, die uns zwar kein Paket schicken, aber einen Antwortbrief schreiben. Auch diese Geste wird von den Kindern positiv gewertet.

Martina Ludsteck (mit Rasselbande)=