Traumhafte Bildungsreise nach Italien im Rahmen von Erasmus+ 

7. – 11. November 2022

Englisch lernen in Italien: Wie passt das zusammen?
Ganz einfach: Wir schufen uns die fehlende englischsprachige Umgebung einfach selbst. 

Zielregion war die Emilia-Romagna, welche unsere elf Pioniere 2019 besuchten und worüber sie in Zusammenarbeit mit anderen Schüler*innen unserer Schule einen Reiseführer verfassten. Grundlage der Bildungsfahrt war also unser „eigener“ bilinguale Reiseführer. 
Diese Reise hatte damit einen konkreten Bezug zu unserem bereits abgeschlossenen Erasmus-Projekt „Senza limiti“ (Ziele: Spracherwerb, interkulturelle Kompetenzen), weshalb wir die restlichen Gelder des Projekts dafür verwenden konnten. Da die Bildungsfahrt von der Europäischen Union gefördert wurde, hielt sich die Kosten im überschaubaren Bereich. 

Auf dem Programm standen die Altstadt von Ferrara, die einmalige Landschaft des Po-Deltas, die christlichen Bauten in Ravenna mit den wunderschönen Mosaiken sowie Bologna mit den über 60 km langen Arkadengängen. ALLE genannten Programmpunkte sind Teil des UNESCO-Welterbes, womit es auch hervorragend zu uns als UNESCO-Projektschule passt. 

Im Bus war die Verkehrssprache Englisch – wobei sich daran ehrlicherweise vor allem die Lehrer hielten, während die Motivation bei den Schülern nach der ersten kurzen Nacht nachließ. Schön, dass diesen Spaß auch Herr Krumrey (unser Busfahrer) mitmachte, der den Sinn der Fahrt sofort verstand und während dieser viele informative Durchsagen auf Englisch machte. So gab er uns beispielsweise Infos über die Burgen in Südtirol oder die Landwirtschaft (Kiwi, Pfirsich) in Italien.
 
Die Referate zu verschiedensten Themen (z. B. Südtirol, Italienische Sprache, Sehenswürdigkeiten) bereiteten die Kinder bereits im Vorfeld vor und wurden im Bus über das Mikrofon gehalten – natürlich auf Englisch. Dabei wurden je Referat zehn neue Wörter eingeführt, welche die Assistenz auf Wortkarten zeigte und die restlichen Schüler in ein spezielles Reise-Vokabelheft notierten. Auch alle sonstigen Wörter, die wir irgendwo aufschnappten, landeten in diesem Heft. So vergrößerte sich der Wortschatz rapide und mit Hilfe der Teilüberschriften erinnert man sich später sehr gut daran, in welcher Situation man welches Wort lernte. Das erleichtert das Einprägen. Bei Langweile (z. B. im Bus) kann man die Wörter später wiederholen. Eine Lernstrategie, die hoffentlich viele Kinder fortführen, um auch außerhalb des Unterrichts den Wortschatz zu erweitern. 
 
Sämtliche Stadtführungen waren auf Englisch. Damit der Lerneffekt möglichst groß war, buchten wir keine professionelle Stadtführung, sondern gaben den Schüler*innen die wichtigsten Informationen kindgerecht selbst. Diese boten wir auch schriftlich zum Mitlesen dar, um das Einprägen der Wörter zu erleichtern. Dabei galt hinsichtlich des Informationsgehalts: Weniger ist mehr. 
Interessant, wie viele Wörter die Kinder mittlerweile verstehen, ohne sie jemals gelernt zu haben – weil sie ähnlich wie im Deutschen sind oder weil die Schüler*innen aufgrund des konkreten Bezugs erahnen können, worum es geht.
Einzig die Bootstour durch die Lagunen von Comacchio übernahm ein erstklassiger Guide, den wir von 2019 schon kannten und der sich perfekt auf das Niveau der Kinder einstellte. Sein Trick: Innerhalb von fünf Minuten die Hälfte aller Vornamen einprägen, um so die Kinder durch persönliches Ansprechen zum Mitmachen zu ermuntern.
 
Die Kinder verwendeten Englisch, wann immer dies möglich war: um sich an der Rezeption mitzuteilen, um Polizisten in Bologna nach dem Grund des großen Polizeiaufgebots zu fragen, um sich nach dem Zweck des Blumenschmucks auf dem Kopf einer Frau zu erkundigen oder um mit Passanten ins Gespräch zu kommen. 

 In Bologna interviewten die Kinder Leute, wobei es einen Fragebogen für Touristen und einen für Einheimische gab. Mangels Zeit hatten wir Lehrer nicht einmal die Gelegenheit, die Fragen vorher mit ihnen durchzugehen. Die Passanten waren so nett, dass sie sogar beim Vorlesen dieser behilflich waren. Alle Leute nahmen sich Zeit; niemand lehnte das Interview ab. Eine sehr schöne Erfahrung. Es sind vor allem einzelne Begegnungen mit Menschen, die darüber entscheiden, wie wir über ein Land und ihre Bewohner denken. Wir können nur Positives berichten. 

 Am letzten Tag besuchten wir noch die weiterführende Schule „I. C. Bernagozzi“ in Portomaggiore. Dort hielten fünf Kinder vor einer italienischen Schulklasse eine Rede über unsere Schule in Deutschland – und zwar frei, ganz ohne Stichpunkte. Natürlich auf Englisch! Im Anschluss machten wir draußen auf dem Hartplatz „Speed Dating“, d. h. jedes deutsche Kind musste sich eine Minute lang mit jedem italienischen Kind unterhalten und dabei eine interessante Information über ihn/sie notieren. Das Eis war sofort gebrochen. Bei einer anschließenden Schulhausführung lud uns der Sportlehrer spontan zu einem kleinen Basketballwettkampf ein. Während die einen Kinder spielten, suchten die anderen (dt. und it.) auf der Tribüne das Gespräch zueinander. Besser hätte es nicht laufen können. 

Nachdem uns ein paar italienische Schulkinder später noch in der Stadt in der Bar beim Mittagessen entdeckten, kamen sie sofort auf uns zu, um mit unseren Schüler*innen zu reden. Sie rannten bei der Abfahrt unserem Bus hinterher, um uns zu winken. Welch ein herzlicher Abschied an unserem letzten Tag in Italien.

Schön, dass wir die Zeit in diesen fünf Tagen maximal nutzten. Der Schulbesuch war mit Sicherheit ein Highlight in dieser Woche. Dafür nahmen wir gerne in Kauf, erst kurz vor Mitternacht zurückzukommen. Daniela, die Englisch-Lehrerin der Schule in Portomaggiore, war mir sofort sympathisch. Ich kannte sie bisher nicht; der Kontakt kam über die Deutsche Susi Kurz zustande, die dort im Kindergarten als Religionslehrerin arbeitet. 

Ich hoffe, dass dies der Start einer weiteren Zusammenarbeit in diesem Schuljahr war – gerne darüber hinaus. Vielen Dank, liebe Daniela und Susi, für dieses kurze, aber sehr herzliche, unkomplizierte und inspirierende Treffen. 

Zur Reise gab es ein 30-seitiges Begleitheft mit vielen Übungen, welches wir mangels Zeit nicht annähernd durcharbeiten konnten. Es wird die nächsten Wochen unser Schulbuch ersetzen. Gepaart mit vielen Emotionen werden sich die Wörter und grammatikalischen Strukturen hoffentlich besser einprägen.

Insgesamt hatten wir eine wunderschöne Zeit in Italien: Das Wetter war traumhaft und das Hotel lag direkt am Meer mit tollem Sandstrand, was wunderschöne Sonnenaufgänge und -untergänge sowie ausgedehnte Strandspaziergänge nachts bei Vollmond ermöglichte. Einige Kinder waren noch nie am Meer oder an einem Sandstrand. Und das Beste: Den Strand hatten wir zu dieser Jahreszeit – egal zu welcher Tages- und Nachtzeit – ganz für uns alleine. 

Das Hotel (Terme Beach Resort, Punta Marina) hatte neben der erstklassigen Lage auch noch saubere Zimmer, ein hervorragendes Frühstücksbuffet, ein überaus freundliches und hilfsbereites Hotelpersonal sowie einen Indoor-Pool zu bieten, den wir am ersten Tag gleich testeten. 
Wir speisten jeden Tag in einem anderen Restaurant und konnten aufgrund der guten finanziellen Lage den Kindern auch regionale Spezialitäten bieten, um ihnen einen Einblick in die italienische Esskultur zu geben. So lernten wir, dass die italienische Küche nicht nur aus Pizza und Pasta mit Tomatensoße besteht, sondern dass die kalte Wurtplatte und Grillfleisch genauso dazugehören wie Pasta mit Kürbisfüllung (lokale Spezialität) sowie Specknödel in Südtirol. 

Ein an sich nicht besonders schönes – aber dennoch für uns sehr besonderers Ereignis – war das Erdbeben am Mittwoch Morgen etwas südlich von uns, welches mit einer Stärke von 5,7 mittelschwer war. Da viele Kinder noch im Bett waren, konnten sie es deutlich wahrnehmen. Beim noch ausstehenden Referat „Erdbeben in Italien“ werden die Teilnehmer*innen bestimmt besonders gut zuhören.

Ich danke den drei Begleitpersonen Herrn Klein (Lehrer), Frau Klinger (Leitung oGTS) und Frau Haas, dass sie uns auf dieser Reise begleiteten. Sie alle nahmen dafür ein im Vergleich zu einer normalen Schulwoche deutlich erhöhtes Arbeitspensum in Kauf. Frau Haas, welche nicht zu unserer Schulfamilie gehört, nahm sich dafür extra Urlaub. Durch den guten Betreuungsschlüssel hatten wir Lehrer natürlich mehr Zeit zum Durchatmen und konnten uns mehr Zeit für die Kinder nehmen.

Unser Busfahrer Herr Krumrey vom gleichnamigen Busunternehmen (Prien am Chiemsee) fand sich im Nu in unser Team ein, machte fast unser komplettes Programm mit, setzte jeden (spontanen) Programmwunsch um und war aufgrund seiner langen Italienerfahrung sowie den gebotenen Informationen eine Bereicherung. Er brachte uns sicher und mit guten Nerven von A nach B. Und, ganz wichtig: Er hatte vor allem viel Verständnis für die Belange unserer Kinder. Vielen Dank hierfür!

Ein großer Dank geht an „meine“ noch sehr jungen Kinder (v. a. 11/12 Jahre), die vollständig durchhielten – obwohl es aufgrund der Corona-Pandemie teilweise die erste Reise ohne Eltern war – und dann gleich 600 km weit weg in einem anderem Land. Sie machten das Bildungsprogramm geduldig mit, zeigten sich interessiert, stützten sich gegenseitig bei Heimweh oder anderen Problemen, brachten uns Erwachsene oft zum Lachen – und das Beste: Sie ließen uns nachts schlafen. 🙂

Vielen Dank an die Eltern, die sich auf dieses Experiment einließen und uns ihre Kinder anvertrauten. 

Mein größter Dank geht an Monika Bauer von Bauer Mediendesign (Rosenheim), welche im Sommer unseren Reiseführer grafisch umsetzte und den Großteil ihrer Arbeitszeit umsonst zur Verfügung stellte – und das, obwohl es keinen Bezug zu unserer Schule gab. Sie fand unser Projekt einfach spitze. Nachdem dadurch viele Projektgelder gespart wurden, konnten wir wesentlich mehr Kindern ermöglichen, an dieser Fahrt teilzunehmen. Sie agierte im Hintergrund, ohne die Kinder zu kennen, ohne jemals ein Lächeln dieser erhalten zu haben und ohne die Fortschritte zu sehen, was stets den Motor von uns Lehrern am Laufen hält. Liebe Monika, vielen Dank hierfür. 

Es war eine einmalige Reise mit vielen Kreisverkehren (round about) und Zugbrücken (drawbridge) – zwei Wörter, die die Kinder wohl nie vergessen werden. Der Kreisverkehr, der in den Städten pro Minute mindestens einmal vorkam, eignete sich super zum Lernen der Zeiten. 

We will drive through the round about. 
We are driving through the round about. 
We drove through the round about.

Bye bye, round about! 🙂


Martina Ludsteck